Dr. Ivan Herak, Vorstandsmitglied der ACI AG: „In das System der ACI Marinas wurden in den letzten 15 Jahren mehr als 750 Millionen Kuna investiert, weit mehr, als die damals geplanten 200 Millionen Kuna. Die Hauptvoraussetzung für die Weiterentwicklung der ACI AG ist die Verlängerung der Konzessionen für alle ACI Marinas.“
Gemäß den geltenden Konzessionsverträgen verfügen alle ACI Marinas über Konzessionen bis Ende 2030, d. h. keine vollen acht Jahre, ausgenommen die ACI Marina Slano und die Ankerplätze. Gerade die Dauer der vergebenen Konzessionen ist der Faktor, der das Entwicklungspotential der ACI AG wesentlich einschränkt. Nach dem anfänglichen Wachstum in den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts, kam der Krieg und es folgten viele Jahre des Verlustgeschäftes, weswegen auch die Infrastruktur und die Inhalte der Marinas vernachlässigt wurden. Damit die ACI AG mit der Qualität und der Bandbreite der Dienstleistungen mit anderen Marinas im Mittelmeerraum und an der Adria konkurrieren kann, müssen erhebliche Investitionen getätigt werden, wobei sich unter den gegebenen Umständen die Frage stellt, ob sich diese auch auszahlen würden, betonte Dr. Herak in seinem Interview für „Glas Istre“, welches wir hier zur Gänze wiedergeben.
Autor: Robert FRANK
Foto: Danilo Memedović
Der Vorstand der ACI AG fasste vorige Woche den Beschluss über die Wahl eines strategischen Partners zur Ausarbeitung der Strategie für eine nachhaltige Entwicklung der ACI AG für den Zeitraum von 2023 bis 2027. Gleichzeitig lieferte das Fremdenverkehrsinstitut der ACI AG die Revision der Markt- und Finanzbegründung und der strategischen Opportunität des Projektes ACI AIR, eines Projektes, das bereits in dieser Phase zahlreiche negative Reaktionen in der Öffentlichkeit auslöste. Zwischen dem Vorstand der ACI AG und dem Verhandlungsteam der ACI – Gewerkschaft, wurden Ende letzter Woche Verhandlungen hinsichtlich der Änderung des Kollektivvertrages der ACI AG begonnen. Ende der vorigen Woche verkomplizierte sich auch die Angelegenheit der Anträge um Konzessionsverlängerungen, welche der Vorstand der ACI bereits 2020 an das zuständige Ministerium richtete. Die gesamte angeführte Problematik befindet sich in der Geschäftsdomäne für die Ivan Herak, als Vorstandsmitglied für Finanzen, Konzernrecht und Personalressourcen, verantwortlich ist.
– Gleich zu Beginn, wo befindet sich die ACI heute? Die Zahlen in den Finanzberichten sind wirklich sehr gut. Ist wirklich alles derart idyllisch? Erzeugt die ACI AG durch ihre Geschäftstätigkeit einen zufriedenstellenden Mehrwert?
– Die ACI AG arbeitet seit 2011 mit Gewinn und erzielt jedes Jahr ein zusätzliches Wachstum, wodurch die Voraussetzungen für die Weiterentwicklung geschaffen sind. Im Geschäftsjahr 2021 erzielte die ACI AG 215,6 Millionen Kuna Gesamteinnahmen, während das EBITDA 83,7 Millionen Kuna betrug. Die Bilanz des Unternehmens ist mehr als vorbildlich, da die Aktiva der ACI AG ihre Quellen zu nur 20 Prozent in Kreditverpflichtungen des Unternehmens hat, die noch dazu fristenmäßig günstig strukturiert sind. Außerdem tragen alle Indikatoren der Ertragslage des Unternehmens, wie z. B. finanzielle Stabilität, positive Vorzeichen. Auch der Cashflow ist günstig und die Gesellschaft ist jederzeit in der Lage fälligen Verbindlichkeiten nachzukommen.
Hindernisse für schnellere Entwicklung
– In den Medien erwähnt man oft zahlreiche Probleme mit welchen die ACI AG in ihrer Geschäftstätigkeit konfrontiert wird. Welche Probleme sind das? Ist das Niveau der Produkte und der Dienstleistungen, die heutzutage von der ACI angeboten werden, zufriedenstellend?
– Die ACI AG sieht sich heutzutage mit einer Reihe von Problemen konfrontiert, die ein objektives Hindernis für eine schnellere Entwicklung darstellen. Die Identifizierung der Probleme und die Findung von Lösungen sind die Voraussetzung für die Weiterentwicklung des Unternehmens. Die Haupthindernisse für die Weiterentwicklung sind Einschränkungen, die aus der raumplanerischen Dokumentation resultieren, sowie aus der Dauer der Konzessionsfristen für die wirtschaftliche Nutzung der Häfen für den nautischen Fremdenverkehr – für Marinas, das Problem der Eintragung des maritimen öffentlichen Gutes und die Legalisierung der bestehenden Objekte. Außerdem verfügt die Gesellschaft über nicht adäquate Struktur und Qualität der Liegeplätze und der Inhalte auf dem Festland. Ein zusätzliches Problem stellen die menschlichen Ressourcen dar, in erster Linie die Altersstruktur der Arbeitnehmer. Und letzten Endes, die gesamte Geschäftstätigkeit des Unternehmens ruht auf digitalen Lösungen, die bereits heute nicht allen Fragen und Anforderungen entsprechen und das betrifft sowohl einzelne Marinas, als auch das Gesamtsystem. Der Zustand der angebotenen Produkte ist nicht zufriedenstellend, was auch aus der Struktur der Einnahmen der ACI AG ersichtlich ist. 75% der Einnahmen stammen aus dem Vermieten der Liegeplätze.
– Bei der Ausarbeitung der Projektaufgabe, die für die Erstellung der Strategie für eine nachhaltige Entwicklung der ACI AG notwendig sind, hat man die Arbeitsrichtlinien bzw. die strategischen Ziele der ACI AG definiert. Um welche Ziele bzw. um welche Richtlinien handelt es sich dabei?
– Wenn man alles Ausgeführte in Betracht zieht, sind die Richtlinien bzw. die strategischen Ziele der ACI AG die Verlängerung der Konzessionsdauer und die Erweiterung der Konzessionsräume, die Eintragung des maritimen öffentlichen Gutes, die Legalisierung der bereits errichteten Objekte, die Klärung der eigentumsrechtlichen Lage, die Erhöhung der Qualität der angebotenen Dienstleistungen, die geschäftliche Diversifizierung, die Digitalisierung der Geschäftstätigkeit, die Implementierung eines Systems der Qualitäts-, Umwelt- und Energieverwaltung, die Restrukturierung der menschlichen Ressourcen und, letzten Endes, neue Akquisitionen.
– Was hat der Vorstand der Gesellschaft unternommen bzw. was unternimmt er hinsichtlich der Verlängerung der Konzessionsdauer?
– Gemäß den geltenden Konzessionsverträgen, verfügen alle ACI Marinas über Konzessionen bis Ende 2030, d. h. keine vollen acht Jahre, ausgenommen die ACI Marina Slano und die Ankerplätze. Gerade die Dauer der vergebenen Konzessionen ist der Faktor, der das Entwicklungspotential der ACI AG wesentlich einschränkt. Nach dem anfänglichen Wachstum in den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts, kam der Krieg und es folgten viele Jahre des Verlustgeschäftes, weswegen auch die Infrastruktur und die Inhalte der Marinas vernachlässigt wurden. In das System der ACI Marinas wurden im Zeitraum von 2007 bis heute mehr als 750 Millionen Kuna investiert, weit mehr, als die damals geplanten 200 Millionen Kuna, um die Marinas auf ein annehmbares Niveau der Gepflegtheit zu bringen, die von der spezifischen Klientel erwartet wird. Damit die ACI AG mit der Qualität und der Bandbreite der Dienstleistungen mit anderen Marinas im Mittelmeerraum und an der Adria konkurrieren kann, damit die ACI allen Standards des Umweltschutzes entsprechen und den erwünschten Sicherheitsgrad erreichen kann, müssen erhebliche Investitionen getätigt werden, wobei sich unter den gegebenen Umständen die Frage stellt, ob sich diese auch auszahlen würden. Daher ist die Hauptvoraussetzung für die Weiterentwicklung der ACI AG die Verlängerung der Konzessionen für alle ACI Marinas.
– Die Erstellung des Gesetzes über das maritime öffentliche Gut und die Seehäfen, welches die Schlüsselbedeutung für die ACI hat, ist im Gange. Welche Erwartungen setzt die ACI AG in dieses neue Gesetz?
– Wir erwarten im Wesentlichen, dass das genannte Gesetzt die Investitionen der Konzessionäre valorisiert. Sollte aber das Gesetzt vorschreiben, dass eine Konzession unter gegebenen Umständen verlängert werden kann, aber nicht verlängert werden muss, wird sich eine Reihe von Fragen stellen, wie z. B. die Frage der rechtlichen Sicherheit der getätigten Investitionen, alles in Hinblick darauf, dass die Kriterien für positive bzw. negative Entscheidungen hinsichtlich der Konzessionsverlängerung nicht bekannt sind. Nicht weniger wichtig ist auch die Frage der Zusicherung gleicher Rechte an wirtschaftliche Subjekte auf dem Markt, da es unannehmbar ist, dass man bei gleichen Investitionen einem Subjekt die Konzession verlängert und einem anderen nicht.
Das Gesetz über Handelsgesellschaften schreibt vor, dass der Vorstand die Gesellschaft mit der Sorgfalt eines guten Gutsherrn führen muss. Die ACI ist außerdem eine Aktiengesellschaft, die an der Börse kotiert. Das heißt, dass der Vorstand der Gesellschaft und der Aufsichtsrat für ihre Entscheidungen den Aktionären gegenüber verantwortlich sind. In weiterer Folge, müssen wir sicher sein, dass sich die geplanten Investitionen während der Dauer der Konzession amortisieren werden. In diesem Zusammenhang wäre es wichtig zu erwähnen, dass die ACI AG mit ihren Standards und mit ihrer Führung eine Menge an Goodwill in jede ihrer Marinas einbringt und, dass die ACI AG damit eine Marke und ein Image in jeder ihrer Marinas schafft, was auch für die Gäste der ACI Marinas erkenntlich ist
und einen zusätzlichen Attraktivitätswert schafft. Das erwähne ich deswegen, weil ich der Meinung bin, dass man den Konzessionären auch den Wert des Goodwills anrechnen sollte. Anlässlich der Schaffung neuer Vorschriften, betreffend die Regelung von Konzessionen auf einem maritimen öffentlichen Gut, sollte man all das davor Erwähnte in Betracht ziehen.
Großteil der Einkünfte aus den Liegeplätzen
– Bei der Ausarbeitung der Projektaufgabe, die für die Erstellung der Strategie für eine nachhaltige Entwicklung der ACI AG definiert wurde, nannten Sie die Diversifikation der Geschäftstätigkeit als ein prioritäres Ziel der Gesellschaft. Woran haben Sie dabei konkret gedacht?
– Die Diversifikation der Geschäftstätigkeit drängt sich nahezu auf, um die Weiterentwicklung der ACI AG stabil und gewinnbringend zu gestalten. In der Vergangenheit wurde der Großteil der Dienstleistungen in den Marinas von der ACI selbst getätigt. Heutzutage erledigen den Großteil der Begleitinhalte, d. h. der Nebentätigkeiten wie Gastronomie und Service, Charter, Agenturtätigkeiten, Geschäfte, andere physische oder juridische Personen im Rahmen verschiedener Formen von Geschäftszusammenarbeit. Die Gesellschaft an sich stützt sich hauptsächlich auf das Bereitstellen von Liegeplätzen, das Kranen ins Meer und aus dem Meer, die Bereitstellung von Parkplätzen, das Waschen der Wasserfahrzeuge und auf einen geringen Teil anderer touristischer Dienstleistungen. Das ergab auch die Einnahmenstruktur, die sich zu 75 Prozent aus den Einnahmen von Liegeplätzen zusammensetzt. Die Gesellschaft ist dadurch von den Bewegungen auf dem Markt des nautischen Fremdenverkehrs äußerst abhängig geworden, ohne dabei das wirtschaftliche und touristische Potential der Destinationen, in welchen sich die einzelnen Marinas befinden, wirklich zu nutzen.
Daraus folgt, dass die Diversifikation der Geschäftstätigkeit, mit dem Ziel der Anhebung der Einnahmen, der Schaffung neuer Arbeitsplätze und der Steigerung der Qualität von Dienstleistungen, einer der Schlüsselfaktoren der künftigen Entwicklung ist. Dies impliziert die Entwicklung neuer, wie auch bereits bestehender Dienstleistungen, die aus vielerlei Gründen bis heute vernachlässigt wurden. Nach Durchführung der Marktanalyse, unter Berücksichtigung der vorhandenen menschlichen Potentiale, der finanziellen Ressourcen und unter Einbeziehung der bisherigen Erfahrungen, wird die Gesellschaft einen Teil ihrer Ressourcen, der finanziellen und der menschlichen, in die Entwicklung gastgewerblicher Tätigkeiten (Hotelgewerbe), der Handelstätigkeiten (Einzelhandel), des Chartertourismus und der Servicetätigkeiten lenken.
– Wie stellen Sie sich die Entwicklung des Hotelbusiness innerhalb des vorhandenen ACI-Systems vor?
– Unter Berücksichtigung der Attraktivität der Destinationen an welchen sich der Großteil der Marinas befindet, der räumlichen Kapazitäten der Mikrostandorte innerhalb der Marinas, der verkehrstechnischen Erreichbarkeit, wie auch der Nähe und der ausreichend vorhandenen Infrastruktur, sind viele der Marinas ideale Orte für den Hotelbau. Abhängig vom Standort, ist die Errichtung kleiner Boutique Hotels, mit 25 bis 50 Zimmern, in der vier-Sterne Kategorie, möglich. Als potentielle Standorte künftiger ACI Hotels bieten sich die Marinas in Umag, Pula, Opatija, Cres, Supetarska Draga, Vodice, Skradin, Trogir, Milna und Korčula geradezu an. Die Investition in den Bau von Hotels würde zweifelsohne die Einnahmen und den Gewinn der Gesellschaft steigern, neue Arbeitsplätze schaffen und den Börsenwert der Gesellschaft erhöhen.
– Wie weit ist man in Pula, mit der angekündigten Umfunktionierung des ACI-Geschäftsgebäudes in ein Boutique-Hotel vorangekommen?
– Die ACI AG hat bereits 2018 einen Projektentwurf für die Umwidmung und den Umbau der nicht genutzten Räumlichkeiten des Gebäudes der Marina in ein exklusives Boutique Hotel ausgearbeitet. Vorgesehen ist, dass an der Stelle der heutigen „Torte“, in den Ausmaßen des jetzigen ACI-Gebäudes, was ich ausdrücklich betonen will, ein Boutique Hotel, durch die Investition der Gesellschaft, errichtet werden würde. Im Erdgeschoss würden sich Geschäfte, die Rezeption, eine Café-Bar, ein Restaurant, die Sanitäreinrichtungen und die Büroräumlichkeiten der ACI-Direktion befinden. Im ersten Stock des Hotels hätten 14 Hoteleinheiten Platz, alle mit Terrassen und im Zweiten Stock würden sich weitere 12 Hoteleinheiten mit Terrassen und einen Ausblick auf die Arena von Pula befinden. Auf dem Dach des Gebäudes würde man eine Sky-Bar mit einem Infinity-Pool errichten. Neben dem Umbau des Zentralgebäudes, sind im Planentwurf auch die Verlängerung der Pontons C und D und der Umbau der dazugehörigen Infrastruktur vorgesehen. Das Ziel des gesamten Projektes ist nicht nur die Kategorisierung der Marina auf die „vier Anker“ Kategorie anzuheben, sondern auch die in der Marina Pula angebotene Dienstleistungsqualität allgemein zu steigern, um den Forderungen unserer Nautiker adäquat zu entsprechen.
Damit dieser Plan und das Projekt auch verwirklicht werden können, muss zunächst der Stadtrat von Pula kleinere Änderungen und Ergänzungen des urbanistischen Plans der Stadt genehmigen, wofür uns der Bürgermeister von Pula seine volle Unterstützung versprochen hat. Die Voraussetzung für die Ausarbeitung des Hauptprojektes ist das Erlangen notwendiger Genehmigungen, und für den Bau, die Änderung bestimmter Segmente in der Verordnung betreffend die Kategorisierung von Häfen für den nautischen Fremdenverkehr.
Man muss auch explizit betonen, dass sich dieses Projekt in die geplante Revitalisierung der Uferpromenade von Pula hervorragend einfügt und dass es den aktuellen städtebaulichen Trends zur Gänze entspricht, da diese die Renovierung vorhandener Unterbringungsobjekte innerhalb der Stadt präferieren und sich gegen aggressive Errichtungen touristischer Objekte in unbebauten Teilen der Stadt aussprechen. Das Saturieren wertvoller Lokalitäten ist genau das, was Pula gar nicht braucht.
Unser Projekt wird durch das Projekt der Revitalisierung der Uferpromenade der Stadt Pula ergänzt. Hierbei handelt es sich um einen Teil des maritimen öffentlichen Raumes, der von
der Hafenverwaltung Pula verwaltet wird, um den Teil des maritimen öffentlichen Gutes, über welchen die ACI Marina Pula die Konzessionsrechte hat und um einen Teil der Immobilie, die Allgemeingut ist und die von der Stadt Pula verwaltet wird. Die ACI AG hat unlängst mit den genannten Parteien ein Memorandum of Understanding, d.h. eine Grundsatzvereinbarung unterschrieben, wodurch wir unser Vorhaben, Partner bei der Realisierung des genannten Projektes zu sein, bekundet haben.
Eigene Charter-Flotte
– Es wurde auch die Gründung einer eigenen ACI Charterflotte angekündigt?
– Kroatien ist derzeit die weltführende Charterdestination und der Chartertourismus ist das dynamischste kroatische touristische Produkt, das in den letzten 15 Jahren konstant und zuverlässig wächst. Die Entwicklung einer eigenen Charterflotte ist aufgrund der Haupttätigkeit der Gesellschaft und der derzeitigen Marktentwicklung, die logische Wahl, welche auch zur Diversifikation der Geschäftstätigkeit beitragen wird. Unter Berücksichtigung der Trends und der früheren Erfahrungen mit der Entwicklung dieses Fremdenverkehrsprodukts, wird es sich in der dreijährigen Anfangsphase um die Entwicklung einer Charterflotte handeln, die ausschließlich aus Wasserfahrzeugen im Management zusammengesetzt sein wird. Genauer gesagt, geplant werden Chartermanagementprogramme für außenstehende Partner, welche die Kaufvermittlung, Finanzierung, Versicherung der Wasserfahrzeuge, Dienstleistungen der Liegeplätze, Wasserfahrzeugreservierung, Mannschaftswechsel und Erhaltung der Wasserfahrzeuge beinhalten würden. Die potenziellen Standorte der künftigen Charterflotte sind die Marinas in Dubrovnik, Trogir, Vodice und Pula. Abhängig von den Kapazitäten der bestehenden Marinas ist es möglich drei bis vier Charterstandorte zu errichten; einen im äußersten Süden, ein bis zwei an der mittleren Adria und einen an der nördlichen Adria, mit der maximalen Kapazität von 300 Charterschiffen, d.h. von 10% des Chartermarktes.
– Die ACI AG hat zum Zwecke der Errichtung des Hafens für den nautischen Fremdenverkehr Rijeka (Porto Baroš) zusammen mit dem Unternehmen Gitone-Kvarner das Unternehmen ACI-Gitone gegründet, welches in den Bau des genannten Hafens 365 Millionen Kuna investieren wird, was die größte Investition in den nautischen Fremdenverkehr in der Geschichte Kroatiens bedeuten wird. Hinter dem Unternehmen Gitone-Kvarner steht der Konzern Lürssen, der weltführende Produzent von Megayachten, der Jahreseinnahmen in der Höhe von acht Milliarden Euro erzielt. In welcher Phase befindet sich das Projekt und, wann können wird mit seiner Beendigung rechnen?
– Dieses Projekt gehört sicher zu den wichtigsten Projekten in der neueren Geschichte der Stadt Rijeka, nicht nur wegen der zu erwartenden wirtschaftlichen Benefits und wegen der Positionierung Rijekas auf der nautischen Karte Kroatiens, sondern in erster Linie deswegen, weil dieses Projekt die Umwandlung der archaischen, vererbten Wirtschaftsstruktur initiieren wird. Neben dem Bau der Marina ist die ACI, zusammen mit dem Lürssen Konzern als strategischen Partner, bereit, die Marina und alle Inhalte, die mit der Marina im Zusammenhang stehen, auch auf den Abschnitt des Passagierhafens auszudehnen, auf der Strecke von der „Riva Boduli“ bis zu „Franceshijev gat“.
Ich würde mich trauen zu sagen, dass dieses Projekt einen einzigartigen Indikator für Kroatien darstellt, nicht nur wegen der Bedeutung des Projekts für Rijeka, sondern auch wegen der Tatsache, dass es zur Realisierung dieses Projektes vorrangig dank der kroatischen Regierung gekommen ist. Beteiligt an diesem Projekt ist die ACI AG, die zu 78 Prozent der Republik Kroatien gehört, während der zweite Beteiligte ein weltbekannter deutscher Konzern ist, der neben dieser Investition und neben dem Kauf des Großteiles des Liburnija Hotel-Pakets in Opatija, zusätzlich vorhat, auch in andere Projekte in Kroatien zu investieren. All das bedeutet für den Vorstand der ACI AG eine riesige Verantwortung, weswegen wir uns tagtäglich mit diesem Projekt operativ befassen werden. Es handelt sich um Investitionen, die in unserem Land stattfinden und die Partner erwarten von uns, dass wir es schaffen, das Projekt durch das Labyrinth unserer Bürokratie durchzubringen. Was die Fristen betrifft, meinen wir, dass wir die Standortgenehmigung bis Ende des Jahres bekommen werden und, dass Ende 2024 die Marina bereits im Betrieb sein sollte.
– Um die geplante Investition der ACI AG in die Anschaffung von Wasserflugzeugen wurde in der Öffentlichkeit viel Staub aufgewirbelt. Welchen Standpunkt vertreten Sie in dieser Causa?
– Das Projekt ACI AIR, das bereits vom ehemaligen Vorstand begonnen wurde, stellt die Erweiterung der Grundgeschäftstätigkeit der ACI AG dar und sieht die Dienstleistung der Passagierbeförderung mittels Wasserflugzeugen vor. Da man diese Dienstleistung mit erheblichen Investitionen (Flugzeuganschaffung, Ausbau der Land- und Seeinfrastruktur, Pontons/Seeflughäfen, Servicezentrum) und mit bestimmten Marktrisiken (erwartetes Nachfragevolumen, finanzielle Rentabilität u. Ä.), mit Personal-, Organisations- und Strategieherausforderungen in Verbindung sieht, hat der aktuelle Vorstand der ACI AG die Ausarbeitung eines Dokumentes, das objektiv und fachkundig das Markt- und Finanzpotential dieses komplexen Entwicklungs- und Investitionsunterfangens untersuchen soll, in Auftrag gegeben. Darin soll auch die langfristige geschäftliche Begründung im Kontext möglicher externer positiver oder negativer Wirtschaftsveränderungen, die für die geschäftliche Tätigkeit der ACI AG in ihrem Core Business von Bedeutung sein könnten, beurteilt werden. Einfacher gesagt, man musste die Nachhaltigkeit der Initialprojektidee auf der Ebene der potentiellen Nachfrage und der Preisgestaltung prüfen. Die bereits erwähnte Revision der Markt- und Finanzbegründung, sowie der strategischen Opportunität des Projektes ACI AIR, stellt auch eine besondere Revision der Befunde und der Empfehlungen aus dem Dokument „Geschäftsplan des Flugunternehmens zur Passagierbeförderung mittels Wasserflugzeugen“ dar, des Materials, das im April 2020 von KPMG Croatia ausgearbeitet wurde.
Wasserflugzeuge in der Warteschleife
– Was hat die Rentabilitätsstudie gezeigt?
In der Studie wurde abschließend festgestellt, dass die erwarteten Geschäftsperformances des Projektes ACI AIR darauf hinweisen, dass die Kosten der notwendigen Initialinvestitionen, während der gesamten Beobachtungszeit, ordnungsgemäß bedient werden könnten. Zusätzlich
wurde auch die Robustheit der planbaren Geschäftsperformances mittels der Analyse der Empfindlichkeit getestet, wobei insbesondere fünf Schlüsselrisiken untersucht wurden: das Erzielen niedrigerer Einnahmen als sie im Basisszenario aufscheinen, die Unmöglichkeit des Erzielens der geplanten Einnahmen aufgrund von Leasing zweier Wasserflugzeuge während der Wintermonate, Erhöhung der operativen Tätigkeitskosten aufgrund der Treibstoffpreiserhöhung auf dem Weltmarkt / auf dem Mittelmeermarkt während der ersten drei vorhersehbaren Geschäftsjahre, Erhöhung der Bruttogehälter des Flugpersonals um 30 Prozent während sämtlicher Beobachtungsjahre der vorhersehbaren Geschäftstätigkeit und letzten Endes Erhöhung der notwendigen Gesamtinvestitionen um 10% im Vergleich mit dem Basisszenario.
Die Empfindlichkeitsanalyse zeigte einen ziemlich zufriedenstellenden Widerstand des Projektes gegen die getesteten Risikofaktoren; sie zeigte aber auch, dass das Projekt auf eine Verringerung der Geschäftseinnahmen ziemlich empfindlich ist.
– Wird die ACI AG das Projekt doch starten?
– Auf diese Frage kann man nicht dezidiert antworten. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Großteil des Vorstands am überlegen. Der erwähnte Befund ist nur das Fundament und die Voraussetzung für die weitere Untersuchung der wirtschaftlichen Zweckmäßigkeit des Projektes. Die Revision wurde fachlich zufriedenstellend ausgearbeitet, aber es besteht nahezu eine Art Skepsis hinsichtlich der Schätzung der potentiellen Nachfrage nach der Transportdienstleistung mittels Wasserflugzeugen. In diesem Bereich verfügen wir über keine Erfahrungswerte und, damit es noch schlimmer wird, auch die Untersuchungen auf dem Terrain haben keine glaubwürdigen Parameter der Nachfrage nach solchen Dienstleistungen ergeben. Deswegen sind wir der Meinung, dass dieses Projekt ausschließlich als ein Phasenmodell einer öffentlich-privaten Konsortialpartnerschaft zu realisieren wäre, bei der der relative Mehrheitsteilhaber die ACI AG wäre. Alle unsere Aktivitäten, sowohl der Regierung gegenüber, als auch gegenüber den potentiellen Partnern, werden in diese Richtung gehen. Als ein Unternehmen von strategischer Wichtigkeit für die Republik Kroatien, aber auch als Vorstandsmitglieder, die von der kroatischen Regierung vorgeschlagen wurden, müssen wird verantwortlich handeln. Jede, egal welche, unüberlegte Entscheidung, würde unserer Gesellschaft sowie dem Ansehen der ACI AG und der Regierung der Republik Kroatien enorm schaden. Wenn wir vom Projekt ACI AIR sprechen, sollten wir nicht vergessen, dass die ACI AG vor zwei Jahren das Projekt „ACI Sail“ gestartet hat. Dieses Projekt sollte seine Marktvalorisierung und den Zweck seines Bestehens heuer oder spätestens nächstes Jahr nachweisen, da dies wegen der Covid Pandemie in den letzten zwei Jahren nicht möglich war.
– Vor einigen Tagen hat der Vorstand der ACI AG Verhandlungen mit dem Verhandlungsteam der ACI-Gewerkschaft begonnen. Es geht dabei um Änderungen des Kollektivvertrages der ACI AG, mit dem Ziel der Lohnerhöhung und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer der ACI. Wie verlaufen die Verhandlungen und was können die Arbeitnehmer der ACI letzten Endes davon erwarten?
– Die Frage der Arbeiterrechte muss man in einem breiteren Kontext sehen. Sowohl in der Welt als auch in Kroatien gibt es das Problem des Arbeitskraftmangels im Fremdenverkehrsbereich. Ein Grund ist der steigende Bedarf an Arbeitskräften im Fremdenverkehr, als Folge des steigenden Tourismusanteils am BIP. Ein zweiter Grund ist die immer geringere Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte, als Folge der niedrigen Natalität und des steigenden Alters der Bevölkerung. Der dritte Grund ist die Migration als Folge der Wirtschaftsglobalisierung. Dabei handelt es sich um große Zahlen; z. B. in Österreich machen 29 Prozent der Beschäftigten im Fremdenverkehr fremde Staatsbürger aus, während in Luxemburg der Anteil ausländischer Arbeitskräfte 60 Prozent beträgt. Dieses Problem wird von Jahr zu Jahr eskalieren, da gemäß den öffentlich zugänglichen Daten, in den nächsten fünf Jahren einige europäische Staaten einen noch größeren Bedarf an Arbeitskräften im Fremdenverkehrssektor haben werden, so z. B. die Schweiz, Österreich, Holland, Spanien, Schweden und Frankreich. Alle diese Länder haben ein wesentlich höheres BIP pro Einwohner als Kroatien und können daher unseren Staatsbürgern wesentlich bessere Arbeitsbedingungen bieten. Besonders anziehend für kroatische Arbeitskräfte werden Länder wie die Schweiz und Österreich sein, wegen der geographischen Nähe und wegen des wesentlich höheren BIP pro Kopf als Kroatien.
Unter diesen Umständen, haben mein Kollege Ostrogović und ich, die Verhandlungen um die Änderung des Kollektivvertrages der ACI AG, mit dem Ziel der Lohnerhöhung und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen, mit dem Verhandlungsteam der ACI Gewerkschaft begonnen. Die Mitglieder der Gewerkschaftsverhandlungsteams haben korrekt und begründet ihre Vorschläge und Erwartungen dargelegt, welche ich zu diesem Zeitpunkt nicht an die Öffentlichkeit bringen will. Ich kann nur sagen, dass bereits jetzt der Vorstand der ACI AG der Meinung ist, dass die Löhne der Arbeitnehmer der ACI erhöht werden müssen. Deswegen haben wir mit der Ausarbeitung einer allumfassenden Analyse begonnen, welche auch die Benchmark verschiedener Handelsunternehmen mit ähnlichen Tätigkeiten bzw. Gesellschaften mit gleichen oder ähnlichen Rechtsstatus wie die ACI beinhalten werden. Unser Fokus wird sich besonders auf Gesellschaften richten, die von besonderem Interesse für Kroatien sind. Wir werden auch analysieren wo sich die Lohnpolitik der ACI AG heutzutage befindet, wobei wir als Benchmark zehn größte kroatische Marinas heranziehen werden, um eine Vergleichsanalyse der Durchschnittslöhne im Verhältnis zu den Einnahmen pro Arbeitnehmer auszuarbeiten. Wir werden auch eine Trendanalyse ausarbeiten, welche die Bewegungen der Durchschnittslöhne, seit dem Jahr der letzten Lohnanpassung bei der ACI AG bis heute, enthalten wird. Einer besonderen Analyse werden wir die derzeitige Lohnpolitik der ACI AG unterziehen, im Verhältnis zur Steigerung der Lebenskosten und auf die Ersparnis während der letzten Jahre projizieren. Wir werden untersuchen, wieviel würde die Lohnsumme heute ausmachen, hätte man die Löhne im Einklang mit dem Jahresverbraucherpreisindex seit dem Jahr der letzten Lohnanpassung bis heute erhöht. Mittels Simulation werden wir auch einige potentielle Optionen der Lohnerhöhung ins Auge fassen und den Einfluss dieser Erhöhungen auf die Geschäftsresultate der ACI AG untersuchen. Aufgrund der Analysen all dieser Parameter, wird der Vorstand die Entscheidung treffen, hinter der er voll stehen kann.